Raubbau im Hirn und Erdöl fressen

Die italienische Klimajournalistin Stella Levantesi liefert das Ergebnis ihrer Recherche über Lobbying und die fatalen Interessen der Erdölindustrie in den USA und in Europa. Sie beschreibt in 12 Kapiteln die politisch-medialen Manipulationsstrategien jener, die die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen durch das Abbauen und Verbrennen fossiler Treibstoffe bewusst verharmlosen und leugnen. Der Vergleich zu den Methoden der Tabakindustrie verdeutlicht, wie erfolgreich die profitsüchtige Maschinerie bei der Vermarktung hochgiftiger Waren operiert und verleiht dem Text gleichzeitig die notwendige Zuversicht. Journalistisch gut aufbereitet, stellt sie gezielte Falschinformationen der konservativen Think Tanks und Erkenntnisse des weltweiten wissenschaftlichen Konsenses ab den 1980er Jahren einander gegenüber. Sie benennt Misogynie, Rassismus und den white-male-effect. Von Kapitel zu Kapitel entblößen ihre Gegenüberstellungen am Beispiel des Unternehmens Exxon Mobil die Verhinderung lebenserhaltender Maßnahmen. Levantesi zeigt anhand zahlreicher Quellen, wie kognitive Linguistik wirkt, warum absichtlich irreführende Argumente kaum sanktioniert werden und welche Gruppen dazu tendieren, den Verlust von Privilegien und nicht des Lebensraumes zum Problem zu erklären. Die deutsche Ausgabe wurde mittels KI aus dem Italienischen übersetzt, wodurch sich Skeptiker*innen bestätigt fühlen könnten. Wer überzeugt das Publikum? Ist das Voranschreiten des Klimawandels und die Mitverantwortung des Menschen eine Glaubens- oder Wissensfrage? Und wie steht es um die eigene Manipulierbarkeit?

anita inzinger

Stella Levantesi: Klimalügen. Macht, Politik, Psychologie derjenigen, die die Krise des Jahrhunderts leugnen. Journalistische Recherche. Aus dem Ital. KI-Übersetzung, überarbeitet von Annette Köhn. 312 Seiten, Jaja Verlag, Berlin 2024 EUR 20,00