Rippenquallen und der Sinn des Lebens

Marie Gamillscheg, eine aus Graz stammende Autorin, die aktuell in Berlin lebt, ist ein aufsteigender Stern am Literaturhimmel. Mit ihrem Debutroman Alles, was glänzt, der 2018 erschienen ist, konnte sie etliche Preise, viel Lob und hervorragende Besprechungen erreichen. Mit ihrem zweiten Roman knüpft sie an die ersten Erfolge an. Er ist im März erschienen und schon wenige Wochen später haben die wichtigsten deutschsprachigen Zeitungen Rezensionen dazu veröffentlicht, alle voller Lob und Anerkennung. Im neuen Werk werden die Meerwalnuss, eine Unterart der Rippenquallen, und ihre Erforscherin, die Meeresbiologin Luise, porträtiert. Die Rippenquallen gehören zu den noch wenig erforschten Lebewesen. Sie sind äußerst faszinierend, was ihren Aufbau, ihre Fortbewegung, ihre Ernährung und ihren Lebensraum angeht. Vielleicht sind sie die Zukunft des Lebens auf der Erde? Darüber hinaus leben sie im Schwarm, durch ihn und mit ihm und das fasziniert Luise, die durchgehend unsympathisch dargestellte Protagonistin des Romans. Luise ist ein Scheidungskind, hat mit Anfang 30 ihre Essstörung immer noch nicht überwunden, ist permanent auf der Suche nach Anerkennung und 24/7 mit sich beschäftigt. Luise versucht, das Werden hinter sich zu lassen und ins Sein zu gelangen. Ob ihr das gelingt, bleibt offen.
Mit Gamillscheg gesprochen soll Literatur keine Antworten geben, sondern Fragen stellen. Die geneigte Leserin muss selber entscheiden, ob ihr das mit dem vorliegenden Roman gelungen ist.
Beate Foltin
Marie Gamillscheg: Aufruhr der Meerestiere. 304 Seiten, Luchterhand, München 2022 EUR 22,70