So muss man sich das vorstellen!

Auch in Kaśka Brylas zweitem Roman ist wahre Freundschaft bestimmend. Saša erhält auf seinem Campingplatz mysteriösen Besuch von Martin, einem Polizisten. Irgendetwas aus der Vergangenheit verbindet die beiden auf eine auffällig unangenehme Art und Weise. Zumindest das spürt Saša. Zwanzig Jahre zuvor: Iga, die punkige 16-jährige Skaterin, verliebt sich in ihre Französischlehrerin. Es wird keine Affäre auf Augenhöhe, denn der Altersunterschied und das schulische Machtverhältnis sind nicht überbrückbar. Igas Schulfreundin, die selbstbewusste Lesbe Jess, verarbeitet gerade ihre Sommerliebe in Frankreich und punktet mit Gedichten bei dieser, die ihr Ras, der dritte im Bunde, schreibt. Neben seiner Stärke zur Lyrik halluziniert Ras Müllberge in seinem Schlafzimmer, ist aber stolz darauf, endlich in einer Gruppe Mitglied zu sein. Und dann ist da noch der wenig begnadete Psychologiestudent Saša, der durch Igas mathematische Lösungen Teilerfolge in Statistik hat… Als die Gruppe eine von der Polizei vergewaltigte Drogenabhängige aufliest, überschlagen sich die Ereignisse.Der Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden erhöht enorm die Spannung. Vieles überlässt die Autorin den Leser:innen, es darf spekuliert werden… Manche Passagen lesen sich wie ein Thriller. Jede/r ist verwundbar, denn Gewalt erzeugt Gegengewalt. Am Ende zahlen einige einen hohen Preis. Geheimnisse verbinden und vertiefen Beziehungen.
ML
Kaśka Bryla: Die Eistaucher. 317 Seiten, Residenz, Salzburg/Wien 2022 EUR 22,00