Solidarität im Prekariat

Wie kann eine erfolgreiche gesellschaftliche Kultur der Inklusion in Zeiten des Neoliberalismus ausschauen? Wie können wir, trotz aller unterschiedlicher Lebensrealitäten, Interessen und Identitäten, individuell und kollektiv handlungsfähig bleiben/werden? Wie lassen sich im Prekariat Bündnisse aufbauen, die auch die eigenen Privilegien anerkennen? Diese Fragen ziehen sich wie ein roter Faden durch das umfangreiche Buch und werden in teils sehr persönlichen, teils philosophischen oder politisch-soziologischen Texten behandelt. Aus unterschiedlichen Perspektiven zeigt das Buch auf, welche Erfahrungen das Leben in prekären Verhältnissen, in (un)-sichtbaren Machtverhältnissen hervorbringt und welche Auswirkungen das neoliberale Credo der Eigenverantwortung auf Individuen, Kollektive und die Gesellschaft hat. Diesem Credo soll dem Autorinnenkollektiv zufolge eine politische Praxis entgegengesetzt werden, die das Individuum mit seinen Erfahrungen, Emotionen, Verletzlichkeiten ernst nimmt und diese Vielschichtigkeit in das Schmieden von Bündnissen/Allianzen integriert. Dass dies keine einfache Aufgabe ist und durch das Lesen dieses bereichernden Buches weiterhin zahlreiche Fragen über die Umsetzung offenbleiben, ist aber kein Manko. Jede Leserin* wird sich in der einen oder anderen Form in den Texten wiederfinden bzw. auch Anstöße für die eigene politische Praxis entdecken. Insofern ein wichtiger Beitrag für alle Widerständigen oder die, die es noch werden wollen!
Maria Hörtner
Kultur und Politik im prekären Leben. Solidarität unter Schneeflocken. Hg. von Timo Klattenhoff, Johanna Montanari und Viola Nordsieck.
378 Seiten, Neofelis, Berlin 2020, EUR 20,60