Sorgende Angehörige intersektional
Der von sechs, teils sehr bekannten feministischen (Sozial-)Wissenschaftlerinnen verfasste Band „Sorgende Angehörige“ rückt eine Gruppe von Menschen in den Fokus, die trotz der derzeit hoch auf der Agenda stehenden „Pflegenotstandsdebatte“ wenig im Blick steht – zumal aus einer intersektionalen Perspektive. Anhand qualitativer Fallstudien wird die Lebenssituation jener Menschen beleuchtet, die ihre Angehörigen pflegen und umsorgen, wobei hierbei ein besonderes Augenmerk auf deren unterschiedliche Lebenskontexte (etwa in punkto Berufstätigkeit, finanzieller Ausstattung sowie Bildung) bzw. personenbezogene Hintergründe (wie etwa Geschlecht, Migrationshintergrund) gelegt wird. Die teils recht ausführlichen Interviewpassagen ermöglichen einen guten – und teils beklemmenden – Einblick in die Situation der sorgenden Angehörigen und verdeutlichen die konkrete Pflegesituation und Bewältigungsstrategien dieser durch die Sorgenden. Die damit erzielte große Anschaulichkeit der Analysen – die von einer großen Wertschätzung gegenüber den Sorgenden geprägt sind – macht das Buch überaus lesens- und empfehlenswert. Auch die im Buch vorgenommene „Typenbildung“ ist gut nachvollziehbar. Etwas dünn sind vielleicht die daraus abgeleiteten Bedarfe und Schlussfolgerungen – dennoch eine große Leseempfehlung an alle, für die ein differenzierter Einblick in die Situation pflegender Angehöriger von Interesse ist oder sein sollte.
Nadja Bergmann
Diana Auth, Daniele Brüker, Kerstin Discher, Petra Kaiser, Simone Leiber, Sigrid Leitner: Sorgende Angehörige. Eine intersektionale Analyse. 254 Seiten, Westfälisches Dampfboot, Münster 2020 EUR 28,80