Staub des Lebens
„Ganz gleich wer einen Krieg gewinnt, die Menschen verlieren immer.“ NguyÐn Phan Qu㏓ Mai hat sich in ihrem neuen Roman dem Thema der Amerasier:innen nach dem Vietnamkrieg aus verschiedenen Perspektiven zugewendet. Nach cirka zehn Jahren mit hohen menschlichen Verlusten ziehen sich die Truppen der USA Mitte der 1970er Jahre wieder aus dem vietnamesischen Bürgerkrieg zurück. Zahlreiche von den GIs gezeugte Kinder bleiben vaterlos zurück. Aufgrund ihres Aussehens werden sie gesellschaftlich diskriminiert.
Dan, ein alternder Vietnamveteran, beschließt 2016 gemeinsam mit seiner Frau Linda, sich seinem Kriegstrauma in Vietnam zu stellen. 45 Jahre nach seinem Militäreinsatz will er Verantwortung beweisen. Sein Geheimnis, dass er im Krieg ein leidenschaftliches Verhältnis mit Frang, einer vietnamesischen Bardame, hatte und dass er diese geschwängert hat, kommt vor Ort ans Tageslicht. Daneben wird die prekäre Lebensgeschichte von Frang und ihrer Schwester Quỳnh erzählt. Erzählt wird auch vom Waisen Phong, der gern mit seiner Familie in die USA ausreisen möchte, weil er als Sohn eines GIs und einer Vietnamesin stigmatisiert wird und sich ein besseres Leben aufbauen will. Sein Visumsantrag wird jedoch abgelehnt. Die einzelnen Handlungsstränge werden nicht linear verarbeitet. Spannend, wie die unterschiedlichen Akteur:innen zusammenfinden und nicht konfliktfrei miteinander agieren können. Einiges wird über die prekären Lebensumstände in Vietnam vermittelt. Die Rollen der Konfliktparteien im Vietnamkrieg bleiben oberflächlich, der von der Autorin betont gewählte und nicht begründete Antikommunismus ist irritierend. Dennoch eine herzzerreißende Geschichte!
ML
NguyÐn Phan Qu㏓ Mai: Wo die Asche blüht. Aus dem Engl. von Claudia Felmann. 444 Seiten, Insel Verlag, Berlin 2024 EUR 25,70