Streiken, bis die Welt stillsteht

Das Buch Und alle so still von Mareike Fallwickl könnte auch als alternative Geschichte von „Die Wut, die bleibt“ gelesen werden. Während sich darin eine Mutter der ihr zugeschriebenen Aufgabe verweigert, indem sie sich das Leben nimmt, verweigern in diesem Buch Frauen* kollektiv ihre Teilhabe am System. Das Buch entwirft eine Szenerie hinsichtlich der Frage, was passiert, wenn alle Frauen* streiken würden. Diese klein beginnende Revolution wird in all ihrer Schönheit, aber auch in all ihrer Brutalität dargestellt. Aus drei unterschiedlichen Sichtweisen und Positionen wird die Entwicklung des Streiks erzählt, in dem Fallwickl wie immer alle Themen gleichzeitig aufgreift: abwechselnd geht es um die Rolle von Männern, um das Betonen von Frauensolidarität oder um die Ambivalenzen von Sorgearbeit. Das Buch legt den Fokus auf die mehrheitlich von Frauen geleistete (unbezahlte wie bezahlte) Care-Arbeit, vor allem auch auf die Situation in Krankenhäusern, und stellt die Frage: „[Wie] ist es möglich, diese Tätigkeiten niederzulegen?“ Fallwickl schafft es, wie schon in Die Wut, die bleibt, die erdrückenden patriarchalen Zustände, in denen wir leben, auf das Papier zu übertragen und das fühlt sich daher selbst häufig auch erdrückend an. Das Buch saugt ein und nimmt mit. Es ist hoffnungsvoll und zugleich schmerzhaft. Und es erzählt uns von einer Revolution, die jeden Moment beginnen könnte.

Nike

Mareike Fallwickl: Und alle so still. 367 Seiten, Rowohlt, Hamburg 2024, EUR 23,70