Toxische Beziehung

Die Büchner- und deutsche Buch-Preisträgerin Terézia Mora hat nun einen feministischen Roman veröffentlicht, der auf der Shortlist 2023 des deutschen Buchpreises zu finden ist. Die Geschichte wird aus Munas Perspektive rekonstruiert. Zu Beginn, es ist die Zeit vor der Wende in der DDR, ist ihr kettenrauchender, intellektueller Vater bereits an Lungenkrebs verstorben und ihre alkoholabhängige Mutter hat gerade einen Selbstmordversuch unternommen. Die quirlige Muna wird 18 Jahre alt, sie macht ihr Abitur und ein Praktikum in der Redaktion einer Zeitung in Jüris. In der Redaktion verliebt sie sich unsterblich in den launischen, selbstherrlichen Magnus, der sich nach einer gmeinsam verbrachten Nacht in den Westen absetzt. Munas Leidenschaft ihm gegenüber lässt sie zu einer unermüdlich nach ihm Suchenden werden. Als sie Magnus zufällig nach sieben Jahren wiedersieht, ist sie sich sicher, dass sie am Ziel ist und die Liebe ihres Lebens gefunden hat. In der Folge entwickelt sich zwischen den beiden eine toxische Beziehung. Magnus‘ narzisstische Persönlichkeit sieht sich ständig in der Öffentlichkeit von ihr kompromittiert. Sie läuft ihm hinterher, akzeptiert von ihm jede Kritik an ihrer Person und macht ihm gegenüber bedingungslose Zugeständnisse. Mit zunehmender Länge der Beziehung wendet Magnus in der Privatssphäre gegenüber Muna körperliche Gewalt an. Dennoch kann sie ihn nicht verlassen, sondern insistiert darauf, die Beziehung weiterzuführen. Gnadenlos beschreibt Mora, wie eine Frau am Rande der Selbstzerstörung und Selbstaufgabe nicht mehr in der Lage ist, selbstbewusst ihr eigenes Leben zu steuern. Es bedarf erst Magnus‘ Rückzugs, damit Muna wieder lernt, frei zu atmen. Eine schonungslose Mikrobeschreibung patriarchaler Gewaltverhältnisse!
Antonia Laudon
Terézia Mora: Muna oder die Hälfte des Lebens. 440 Seiten, Luchterhand, München 2023 EUR 25,70