Trans Studies versus Trans Aktivismus?
Das Buch gibt einen Überblick über die mannigfaltigen Definitionen und Begriffe zu trans* und über die Entwicklung von Trans Studies in den USA und im deutschsprachigen Raum. Als Grundlagen von Trans Studies, die es in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren in die Akademia geschafft haben, werden Trans Aktivismus und Trans Selbstorganisation dargelegt. Medizinische Forschung und Sexualwissenschaften hatten sich schon davor mit Geschlechternormen, Hermaphroditismus, Intersexualität und Transvestitismus auseinandergesetzt, allerdings oft mit pathologisierenden Theorien und Konzepten. Der Fokus des Buchs liegt im Gegensatz dazu auf den selbstbestimmten, kritischen Gegenentwürfen zu der wissenschaftlichen Be-Forschung von Trans*Personen in Medizin, Psychiatrie, Psychologie und Recht. Trans Studies werden als politisches Projekt und als kritische Forschungsrichtung, die aus dem Widerstand und zivilgesellschaftlichem Engagement entsteht, postuliert. „Eine Trennung zwischen Aktivismus und Wissenschaft, zwischen Theorie und Praxis, ist eine künstliche, die in den Trans Studies nicht entstehen soll – dafür plädiert dieses Buch“.
Eine Bestandsaufnahme, die sich mit Diskriminierung, Abwertung und Pathologisierung auseinandersetzen muss, ist anstrengend und kann wütend machen: Perry Persson Baumgartinger gibt diesen, sehr persönlichen, Gefühlen in Form von „Tagebucheintragungen“ zu Beginn jedes Kapitels Raum. Ein Muss für alle, die sich mit Gender-Queer-Inter-Trans Studies beschäftigen!
Gela Schwarz
Persson Perry Baumgartinger: Trans Studies. Historische, begriffliche und aktivistische Aspekte. 322 Seiten, Zaglossus, Wien 2017 EUR 19,95