Ungeahnte Freiheit

Mit ihrem zweiten Roman nimmt uns Juliane Baldy mit auf eine wilde Reise quer durch Herzschmerz und Selbstfindung. So plakativ das im ersten Moment anmutet, entfernt sich die Autorin jedoch mit jeder neuen Seite mehr und mehr von Stereotypen und erwartbaren Handlungssträngen. Mirjam wird von ihrem langjährigen Freund Martin Mustermann verlassen und versteht die Welt nicht mehr. Doch so einfach und vor allem ohne Erklärung lässt sie ihn nicht gehen. Mal mehr, mal weniger professionell beginnt Mirjam ihm hinterher zu spionieren. Um Martin zurückzubekommen, ist sie zu allem bereit, stößt an Grenzen, probiert neue verrückte Dinge und landet in etlichen brenzligen Situationen. Auf ihrem Weg beschließt Mirjam, sich fortan nur noch um sich selbst zu kümmern, anstatt sich ständig für Andere zu verbiegen. Zu diesem Zweck erschafft sie Frau Fünf, ihr Alter Ego. Und Frau Fünf ist laut, kompromisslos und ungehemmt. Knappe Sätze, rasante Gedanken und flinke Dialoge erzeugen ein Tempo, welches Juliane Baldys neuen Roman zu einem kurzweiligen und sehr amüsanten Abenteuer macht. Die ungewöhnliche Interpunktion mag an mancher Stelle irritierend sein, sorgt aber gleichzeitig für viel Sprachwitz, frischen Wind und macht die Protagonistin mit jedem Satz nahbarer und authentischer. Sehr gelungen!
Zoe
Juliane Baldy: Frau Fünf. 208 Seiten, Verbrecher Verlag, Berlin 2025 EUR 22,70