(Un)sicherheitsdiskurs
Markus Omofuma, Ahmed F., Richard Ibekwe, Johnson Okpara, Imre B., Binali I., Cheibani Wague, Edwin Ndupu , Yankuba Ceesay, Essa Touray, Bakary J.…. die Liste der in Österreich im Zuge eines Polizeieinsatzes oder in Polizeigewahrsam Getöteten ist nicht vollständig. Gemeinsam ist den Toten, dass sie männlich, migrantisch, großteils afrikanisch und jung waren. Auch die in Polizeigewahrsam Schwerverletzten teilen diese Eigenschaften. Der Frage „Warum?“ geht die Kulturwissenschaftlerin Georgiana Banita der Universität Bamberg nach. In ihrer umfassenden Studie vergleicht sie Morde, Folter und Verletzungen durch Polizei in den USA mit jenen in Europa und findet eine Erklärung im häufigen Einsatz von Phantombildern, die das ‚Fremde‘ imaginieren und Angst davor verbreiten. Sie zeigt die Militarisierung von Polizeieinsätzen, wie den Einsatz von Hubschraubern zur Überwachung, das Errichten von Grenzzäunen, Einsatz von Tränengas und Blendgranaten zum Schutz ‚Europas‘ oder der ‚USA‘ auf. Als ‚asozial‘ gelesene Personen haben ein weitaus höheres Risiko, von der Polizei Gewalt zu erfahren, ihr Schutz jedoch gelingt der Institution Polizei viel weniger als der Schutz privilegierter Bevölkerungsgruppen. Die bei einem Polizeieinsatz erschossene, demente Pensionistin, bewaffnet mit einem Küchenmesser, ist uns allen wohl noch in Erinnerung. Und auch, dass die langjährige Forderung von Amnesty International nach einer unabhängigen Ermittlungs- und Beschwerdestelle noch immer nicht erfüllt ist. Ein leidenschaftliches Pamphlet! Absolut spannend zu lesen.
Sena Doğan
Georgiana Banita: Phantombilder. Die Polizei und der verdächtige Fremde. Flugschrift. 480 Seiten, Edition Nautilus, Hamburg 2023 EUR 24,70