Völkische Siedler:innen

Die Anastasia-Bewegung baut auf der von Wladimir Megre verfassten zehnteiligen Anastasia-Roman-Reihe auf. Fiktionale Literatur, antisemitisch, rassistisch und frauenverachtend, wie Hanna Poddig schreibt. Hauptfigur der Bücher ist die blonde Anastasia, deren Lehren als Anleitungen für ein besseres Leben – jenseits von Kapitalismus und Technokratie, als Ausweg – interpretiert werden. Zahlreiche alternative Wohn- und Kulturprojekte beziehen sich positiv auf die Figur der Anastasia und werden nach dem Vorbild Anastasias aufgebaut. Die Anastasia-Bewegung im deutschsprachigen Raum ist eng verbunden mit rechtsradikalen Weltbildern, auch wenn dies auf den ersten Blick vielleicht nicht so auffällt, so Poddig. Stichwort: Familienlandsitze. Ein-Hektar-Land-Sitz, Selbstversorgung, ökologisch. Es geht den Rechten, den völkischen Siedler:innen um Entfaltung und Raumnahme – ihres ‚Volkskörpers’. Ökologische Themen sind eben keineswegs ausschließlich linke Themen, sondern auch ureigens rechte Themen. Dies zu wissen und zu reflektieren ist wohl wichtiger denn je, vor allem wenn (transformative) Themen und Themen wie Biolandbau oder solidarische Landwirtschaft eine:n als Linke womöglich selbst interessieren und der Notwendigkeit von Analyse/Haltung/Abgrenzung bedürfen. Während es zunächst im Text – umrisshaft – um den Inhalt der Anastasia-Bücher geht, werden dann die Akteur:innen, ihre Netzwerke und Tätigkeiten und weiters antifaschistische Handlungs- und Widerstandsstrategien zum Thema.
Dani Rechling
Hanna Poddig: Die Anastasia-Bewegung. Völkisch, esoterisch, antisemitisch. 112 Seiten, Transparent. Rechter Rand, Bd. 22, Unrast, Münster 2025 EUR 9,80