Wiederentdeckung

Erst 70 Jahre nachdem Mela Hartwig ihren Roman „Inferno“ fertig gestellt hat, erscheint dieser nun im Droschl Verlag, der sich seit den 1990er Jahren der Wiederentdeckung der beeindruckenden Exilschriftstellerin widmet. Ursula, 18 Jahre alt und am Beginn ihrer künstlerischen Ausbildung stehend, muss sich entscheiden: Es ist das Jahr 1938 – wird sie sich dem mörderischen Rausch der Masse hingeben oder wird sie Widerstand leisten? Dass ihr Bruder ein begeisterter Nationalsozialist ist, lässt die Familie zerbrechen. Ursula kommt dazu, als er den Vater bedroht und tätlich angreift. Sie verliebt sich in einen Mitstudenten, der im Widerstand aktiv ist. Die innere Zerrissenheit Ursulas wird durch diese beiden wichtigen Figuren ihres Lebens personifiziert und beeindruckend authentisch dargestellt. Mela Hartwigs Roman geht allerdings gerade in Bezug zum Antisemitismus über die begrenzte Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft hinaus und verweist nicht nur auf vergangene Pogrome, sondern auch auf die Kriege im Nahen Osten ihrer Gegenwart und kann so auch als aktuelles Lehrstück über Antisemitismus und Rassismus gelesen werden.

Paula Bolyos

Mela Hartwig: Inferno. 216 Seiten, Droschl, Graz – Wien 2018 EUR 20,00