Wiedergefunden

Die vierjährige Lisa verschwindet plötzlich während des gemeinsamen Familienurlaubs am Strand von Kreta. Sie wird entführt und lebt jahrelang auf einem Schiff. Ihre vierzehnjährige Schwester Lea erzählt aus der Ich-Perspektive, wie sie die letzten sechs Jahre, neun Monate und sechs Tage erlebte, bis sie gemeinsam mit den Eltern die jüngere Schwester, die nur Italienisch spricht, in Genua trifft. Die Erzählung wechselt kapitelweise zwischen den vergangenen Geschehnissen rund um die Entführung und der gegenwärtigen Reintegra­tion der kleinen Schwester. Der Fall einer fiktiven, aber realistischen Entführungsgeschichte wird aufgerollt. Die Erlebnisse, Schicksalsschläge und Konflikte dieser Familie sind erfüllt von Schuldgefühlen, Schmerz, Tränen, aber auch Weiterleben und Hoffnung. Auch wenn die Autorin erstmals keinen lesbischen Liebesroman, sondern über eine heterosexuelle Familie schreibt, ist dennoch auch ihr neuestes Werk lesenswert. Dieser Entwicklungsroman beschreibt gefühlvoll, was es für die unmittelbar betroffenen Familienmitglieder bedeutet, wenn die vierjährige Schwester beziehungsweise Tochter jahrelang vermisst wird und als Pubertierende in ihre ursprüngliche Familie zurückfindet. – Empfehlenswert, jedoch die lesbischen Romane bleiben das Herzstück der Autorin, wie sie selbst sagt. Schlussendlich führen ihre spannenden Geschichten mit ausgefeilten Charakteren zum Lesevergnügen, egal ob heterosexuelle oder lesbische Liebe im Mittelpunkt steht.
Vero
Carolin Schairer: Meeresschwester. 422 Seiten, Ulrike Helmer Verlag, Roßdorf b. Darmstadt 2019 EUR: 20,00