Wissen: kritisch-feministisch verortet
Die auf Mendels Dissertation beruhende Publikation ist ein mehr als lesenswertes, inspirierendes und anregendes Buch für alle, die sich für Fragen kritisch-feministischer Wissensproduktion interessieren. Mendel fragt in WiderStandPunkte nach Möglichkeiten und Grenzen emanzipatorischer Wissensproduktion. Als Antwort entwickelt sie eine kritische Sozialwissenschaft vom „Standpunkt des Alltags“, die sie schließlich zu ihrer Version eines „Denkens an der Grenze“ führt. Auf dem Weg bringt sie bekannte kritische Theorien ins Gespräch, um sie schließlich einer „transnationalen Revision“ zu unterziehen, die transnational-feministische und postkoloniale Perspektiven mit westlicher/nördlicher Theorieproduktion verschränkt. In diesem durchdachten In-Beziehung-Setzen unterschiedlicher theoretischer Stränge liegt die ganz große Stärke der Arbeit. In ihren Schlussbemerkungen macht die Autorin auch ihren selbstreflexiven Anspruch noch einmal explizit – eine Haltung, die das ganze Buch durchzieht und sich eben nicht im Formulieren von Ansprüchen erschöpft. Sie verweist damit auch auf den prozesshaften Charakter wissenschaftlichen Arbeitens. Die gängige Floskel vom Buch, „das mich anspricht“, ist hier wörtlich zu nehmen. In Mendels präzise und auf breiter theoretischer Basis gestellten Fragen erkannte ich an mehr als einer Stelle mein eigenes vages Unbehagen an Prämissen sozialwissenschaftlicher und feministischer Forschung. Konsequent reflexive Wissenschaft at its best! Stefanie Mayer
Mendel, Iris: WiderStandPunkte. Umkämpftes Wissen, feministische Wissenschaftskritik und kritische Sozialwissenschaften. 234 Seiten, Westfälisches Dampfboot, Münster 2015 EUR 25,90