Wüstes Leben!

Durch eine Käferplage wird Anfang der 1920er Jahre in South Carolina die gesamte Baumwollernte zerstört. Viele Menschen verarmen und sterben an Diphterie. Im Mittelpunkt des Romans stehen drei Frauen, die sich auf verschiedenen gesellschaftlichen Stufen bewegen. Da ist die mittelose Gertrude, die ihren gewalttätigen Mann umbringt und um das Überleben ihrer vier Töchter ringt. Auf der Suche nach Arbeit wird sie von Oretta unterstützt, einer schwarzen Köchin, die bei der reichen Plantagenbesitzerin Annie ar­beitet. Gertrude findet Arbeit in der Näherei der Plantagenbesitzerin. Annie wiederum hat fünf Kinder, ihr ältester Sohn hat sich mit 12 Jahren erhängt und ihre zwei erwachsenen Töchter pflegen keinerlei Kontakt zur Familie. Ihre noch verbliebenen Söhne werden vom Vater drangsaliert und in ihren Neigungen nicht ernst genommen. Schließlich macht Annie eine Entdeckung, die sie an ihrer bisherigen Lebenseinstellung zweifeln lässt. An sich aber steht die dritte Frau Oretta im Mittelpunkt. Sie lebt mit ihrem einbeinigen Mann in Eintracht, beide leiden noch immer am Tod ihrer vor Jahrzehnten verstorbenen Tochter, die mit 12 Jahren an einer unheilbaren Krankheit starb. Oretta genießt aufgrund ihrer Großherzigkeit und ihrer Kochkünste einen sehr guten Ruf in ihrer Umgebung. Der Roman wird aus den Erzählperspektiven der drei Frauen entwickelt. Sprachlich ausgewogener Rhythmus und präzise Beschreibungen der rauen Umwelt beflügeln den Lesefluss. Alligatoren im Dschungel bilden eine metaphorische Parallelhandlung. Spannend bis zur letzten Seite, beachtlich!

ML

Deb Spera: Alligatoren. Aus dem amerik. Engl. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. 376 Seiten, Harper Collins, Hamburg 2018 EUR 22,70