Zeitreise: Linzer Frauengeschichte(n)

Zeit (19. und 20. Jahrhundert) und Raum (Linzer Provinz und Peripherie) werden im historischen Jahrbuch durch Frauen- und Geschlechtergeschichte auf sehr umfassende Weise miteinander verwoben. Unterschiedliche Lebenszugänge sind von Frauen in Tagebuchform zu finden oder werden anhand von Dokumenten und Briefen nacherzählt sowie durch Zeitzeug_innen näher gebracht. Exemplarisch sei an dieser Stelle die bewegende Biografie von Johanna Brosch, geb. Springer (1894-1972), die unter dem Schlagwort „Subkultur in Linz“ Morphiumsucht, Suizidversuche und einsames künstlerisches Leben in der Provinz thematisiert, genannt. Theoretischen Hintergrund von Gabriella Hauchs Forschungsreise bilden neben feministischen Zugängen, die explizit nach Frauen fragen, Pierre Noras Überlegungen zu einem „kollektiven Gedächtnis“ und damit verbunden zu „Gedächtnisorten“, denen die Funktion der Erinnerung zugeschrieben wird. Einen großen Stellenwert nimmt das soziale Engagement von Frauen ein: die Spurensuche erstreckt sich in diesem Punkt von „Debatten um das Frauen-Wahlrecht“, über erste Frauenvereine in Linz bis hin zum konfessionellen Fürsorge-Vereinswesen, mit der Besonderheit der „Marien-Anstalt für weibliche Dienstboten“. Hauch rekonstruiert – chronologisch, entlang politischer Systeme, im Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Brüchen – Geschlechter- und Frauenhistorie überaus anschaulich.  Marlene Haider

Gabriella Hauch: Frauen.Leben.Linz. Eine Frauen- und Geschlechtergeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. 800 Seiten, Archiv der Stadt Linz, Linz 2013  EUR 38,00