Zugehörigkeiten

In ihrem autobiografischen Buch erzählt Sylvia Ofili von ihrer Jugend in Nigeria ab dem Besuch eines Internats bis zu ihrer Zeit als erwachsene Studentin in Deutschland. Als Kind einer weißen Deutschen und eines Schwarzen Nigerianers erlebt sie die gesellschaftlichen Abwertungen, da nicht Schwarz genug und dort nicht weiß genug zu sein. Auf das Internat freut sie sich und wird herb ent­täuscht: Ein System aus autoritärem Regime, sinnlosen Aufgaben und Bullying bestimmt den Alltag, gegen den sie sich alsbald auflehnt. Dies bringt ihr die Erfahrung von Anerkennung und Handlungsfähigkeit ein, die im befremdlichen Deutschland, wo sie zu studieren beginnt, von wichtiger Bedeutung werden. Dort ist der zweite Teil angesiedelt, sie erzählt vom Hilfsjob in einer Bäckerei am Bahnhof, wo sie sich mit dem WC-Personal anfreundet, das einst aus Polen, Afghanistan und Nigeria nach Deutschland gekommen ist. Sylvia entdeckt deren geheimes Tun, trägt es als Akt zivilen Widerstands mit und findet damit eine herzliche Familie der an den gesellschaftlichen Rand Gedrängten, die ihres beitragen, um andere Geflüchtete und Migrierte in Not zu unterstützen.

Die mit reduziertem Strich gefertigten Zeichnungen von Birgit Weyhe bringen Sylvia Ofilis Schilderungen eindrucksvoll in Bilderwelten, die das Reale und Fantastische vereinen, die Kinder- und Erwachsenenperspektive, das Bedeutsame und die lustigen Details am Rande. Während ihre neuen Freund_innen sich – trotz allem – zuhause fühlen, geht Sylvias Reise im Band schließlich weiter – in neue Welten.

Meike Lauggas

Sylvia Ofili: German Calender No December. Mit Zeichnungen von Birgit Weyhe. 191 Seiten, Avant Verlag, Berlin 2018 EUR 22,70