Zur Notwendigkeit der poetischen Alltagsverbesserung

Die Welt, in der Lisa Spalt ihre Geschichte(n) ansiedelt, ist zu einer allumfassenden, dystopischen Welt-Stadt namens Lands mutiert. Und diese Stadt-Welt wird vom Diktator Cramps regiert. Der aber ist kein personifizierbarer, sprich herkömmlicher Bösewicht; vielmehr ist er eine Art diffuses Machtgeflecht, das viele Gesichter trägt und die Landser*innen kontrolliert, indem er die Hoheit über die Sprache (und zwar ganz allgemein) beansprucht.
Das Institut für poetische Alltagsverbesserung (IPA), gegründet von Lisa Spalt (der Ich-Erzählerin), muss dieser schrecklichen Entwicklung radikal entgegenwirken, und vermag dies mittels einer geradezu ironisch anmutenden Strategie zu schaffen.
In 139 Abschnitten kommentiert Lisa Spalt Aspekte der Kapitalisierung der Sprache, die Vermarktung der Identität, sowie die Rationalisierung des Kultur- und Literaturbetriebes. Die Geschichte(n) ist (sind) nicht chronologisch angeordnet, auch sind sie nicht unbedingt durch Figuren verbunden – Das Institut liegt irgendwo zwischen Essay-Sammlung und Roman, zwischen Fiktion und Realität. Es ergründet sprachlich allem voran die Vieldeutigkeit. Zweifelsohne wird hier scharfsinnig Kritik geübt; es bedarf aber einiger Geduld, um sie aus Andeutungen und Wortspielereien herauslesen zu können.

Miriam Danter

Lisa Spalt: Das Institut. 168 Seiten, Czernin, Wien 2019, EUR 20,00