Zwischen Mensch und Maschine

Eigentlich eine Erfindung aus dem technomilitärischen Bereich, lässt sich der Cyborg gut für die Überwindung körperlich und mental normativer sowie postkolonialer und gesellschaftlicher Beschränkungen einsetzen. Als Hybrid zwischen Mensch und Maschine können Cyborgs für queer-feministische Spekulationen verwendet werden, wie Dagmar Fink in ihrem Band Cyborg werden vorführt. Auf den Spuren Donna Haraways und darüber hinaus positioniert sie die Figur des Cyborgs als Möglichkeitsentwurf vielfältiger, auch widersprüchlicher Identitäten, mit denen sich binär gedachte, heteronormativ geprägte Gesellschaftsideologien in Frage stellen lassen. Wichtig ist dabei auch die Auseinandersetzung mit den Cultural Studies. Welche Möglichkeiten entstehen durch Literatur und Kultur hinsichtlich Identität, Differenz und Alterität? Die Autorin forscht nach Orten und Formen, in denen marginalisierte Existenzweisen zum Ausdruck gebracht werden können und sieht hierfür Potenzial vor allem in den Feminist Cultural Studies. Die Sprache der Science Fiction Feminismen wird ebenso untersucht wie deren imaginativer Beitrag zur feministischen Theoriebildung. Abstrakte Konzeptionen wie die Idee des Cyborgs werden in eine fiktive Konkretion umgesetzt, und eine der weiterführenden Fragen des Buches geht in Richtung einer Zukunft, in der nicht technologisch ‚verbesserte‘ Menschen, sondern technologisch unterstützte inklusive Gemeinschaften entstehen.
Susa
Dagmar Fink: Cyborg werden. Möglichkeitshorizonte in feministischen Theorien und Science Fictions. 294 Seiten, transcript, Bielefeld 2021 EUR 42,00