Zwischen Schatten und Licht

Nach einer Sepsis mit Organversagen und mehrtägigem Koma kämpft sich die Drehbuchautorin Rahel Wald ins Leben zurück. Rahel, die dem Tod von der Schaufel gesprungen ist, braucht jedoch lange, bis sie wieder in ihre alltägliche Normalität zurückkommt und ohne Krankenhäuser, Rehakliniken und Angst vor dem Ende ihres Daseins ihr Leben genießen kann. Auf diesem Weg wird sie von ihrer Familie begleitet und gestärkt. Die Liebe, die sie von ihrer Familie oft auch auf humorvolle Art und Weise bekommt, kann zu Tränen rühren. Im Gegensatz zu ihrer Familie hat Rahels Freund etwas zu verbergen und die Beziehung der beiden wird im Laufe der Geschichte konfliktreicher und schwerer. Der Körper von Rahel hat sich durch das Koma verändert. Rahel passiert es immer wieder, dass sie ihr eigenes Spiegelbild schlecht annehmen kann und sich als Mr. Burns mit Körbchengröße C beschreibt. Auch wenn es sich um ein ernstes Thema handelt, bringt die Erzählung aus der Ich-Perspektive der Protagonistin die Leserin zum Lachen und Schmunzeln und zeigt, dass Humor (fast) immer hilft. Durch den angenehmen Schreibstil kann dieses Buch in der U-Bahn, im Aufzug, in der Hängematte, im Bett und auch so nebenbei für kurz zwischendurch gelesen werden. Es heitert den Alltag auf und kann neue Nuancen ins Leben bringen, auch oder gerade deshalb, weil der Tod ein ständiger Begleiter ist.
Ines Schnell
Anika Decker: Wir von der anderen Seite. 384 Seiten, Ullstein, Berlin 2019 EUR 20,60