Heimliche Braut
Eine der wichtigsten literarischen Stimmen Italiens, Dacia Maraini, hat einen Roman über Kindesentführung und Menschenhandel geschrieben. Der passionierte Lehrer Nani hat den Tod seiner an Leukämie erkrankten Tochter nicht überwunden, nachdem ihn mittlerweile auch seine Frau verlassen hat. Als in seinem Umfeld, in der italienischen Kleinstadt, in der er lebt, ein Kind spurlos verschwindet und er zuvor etwas Ähnliches geträumt hatte, lässt ihn die Suche nicht mehr los, sodass er selbst zunächst in das Visier der Polizei gerät. In seinem unkonventionellen Unterricht bringt er die Entführung gegenüber seinen SchülerInnen neben zahlreichen philosophischen Themen und Märchenerzählungen immer wieder zur Sprache. Er begibt sich außerdem als Journa‑ list einer Online-Zeitschrift auf den Weg, um das verschwundene Mädchen zu suchen, an dessen Tod er nicht glaubt, obwohl die Polizei die Suche bereits aufgegeben hat. Dabei schließt er Bekanntschaft mit einer Frau, deren Tochter ebenfalls entführt wurde und die Beweise hat, dass ihr Kind sich gezwungenermaßen in Kambodscha in einem illegalen Mädchenbordell aufhält. Ein imaginierter Vogel als innere Stimme steht Nani mit Rat zur Seite und auch von seinen SchülerInnen erhält er praktische Unterstützung bei der Suche. Die bekannte Autorin behandelt ein wichtiges Thema, allerdings empfand die Leserin die Bearbeitung zuweilen als langwierig und streckenweise konstruiert. Antonia Laudon
Dacia Maraini: Das Mädchen und der Träumer. Aus dem Ital. von Ingrid Ickler. 335 SeitenFolio Verlag, Wien-Bozen 2017 EUR 22,00