Was wir gewinnen und verlieren!
Wohin wir gehören und wohin wir gehen, ist nicht leicht zu beantworten. Zinzi Clemmons Roman ist eine Reise in die persönliche Innenwelt der Hauptperson, Thandi. Zumeist als innerer Monolog verfasst, unterstützt von Zeitungsausschnitten, Grafiken, Fotos und anderen Textformen, die Thandi kommentiert, ist es eine Coming-of-Age- Geschichte mit Auf- und Abwärtsbewegungen. Die junge Frau versucht nach dem Krebstod ihrer südafrikanischen Mutter in Philadelphia wieder Boden unter den Füßen zu fassen. Sie spürt sich nicht, der Verlust zieht einen Kokon um sie. Mit Sexabenteuern versucht sie sich abzulenken. Eine Reise nach Südafrika, Joburg, zu Verwandten verhilft ihr, ihre Mutter neu als Begleiterin mit Ratschlägen zu gewinnen. Sie wird schwanger, sie heiratet. Der Roman reiht die unterschiedlichsten Episoden wahllos aneinander, so wie eine Gedankenreise sich gestaltet. Thandis Leben und ihre Empfindungen sind widersprüchlich und gewinnen dadurch an Authentizität. Eine glaubwürdige Geschichte, in der im Mittelpunkt der Umgang mit Trauerarbeit steht. Deutlich wird, dass wenn etwas Wichtiges beendet ist, Zeit dafür da ist, etwas Neues zu beginnen.
ML
Zinzi Clemmons: Was verloren geht. Aus dem Engl. von Clara Drechsler und Harald Hellmann. 237 Seiten, S. Fischer, Berlin 2019, EUR 20,60