Kinderwunsch – Wunschkind – Designerbaby
Ein Kinderwunsch ist eine persönliche und intime Empfindung. Gleichzeitig ist er vor dem Hintergrund historischer, philosophischer, rechtlicher und ethischer Perspektiven ein Phänomen von großem gesamtgesellschaftlichem Interesse. Kinder zu bekommen ist nichts Neues, und doch gegenwärtig ein brisantes und kontrovers diskutiertes Thema, das uns mit fundamentalen philosophisch-rechtlichen Herausforderungen konfrontiert.
Die Entscheidung, Kinder zu bekommen (oder eben nicht) ist erst seit der Entwicklung und Legalisierung von modernen Mitteln zur Empfängnisverhütung tatsächlich plan- und umsetzbar. Neben der Möglichkeit, entscheiden zu können, wann oder ob wir Kinder bekommen, beeinflusst der rasante Fortschritt in der modernen Reproduktionsmedizin (bis hin zur Genom-Editierung) auch noch wie, und sogar welche Kinder wir bekommen können. Stichwort Designerbaby. Ebenso wie die Möglichkeiten der Pränataldiagnostik zur Überwachung und Kontrolle der Schwangerschaft verhelfen, provozieren sie eine enorme Entscheidungslast. Was ist ein „lebenswertes“ Leben, ab wann ist ein Embryo eine Person, (wie) kann Leihmutterschaft rechtlich und gerecht reglementiert werden? In 7 Kapiteln versuchen die Philosophin Barbara Bleisch und die Rechtswissenschaftlerin Andrea Büchler die Tragweite und vor allem die tiefgehenden Ambivalenzen dieser Fragen verständlich und wissenschaftlich fundiert zu umreißen. Mit interdisziplinärem Blick und praxisgespeister Argumentation führen die Autorinnen durch den gewaltigen Themenkomplex, mit dem ein „einfacher“ Kinderwunsch heutzutage verwoben sein kann. MD
Barbara Bleisch, Andrea Büchler: Kinder wollen. Über Autonomie und Verantwortung. 304 Seiten, Hanser Literaturverlage, München 2020 EUR 22,70