Drei kleine Texte von Frau Otoo

Der S. Fischer Verlag hat diesen Sommer drei Texte von Sharon Dodua Otoo in einem kleinen Band herausgebracht. Zum ersten Mal ausgezeichnet wurde Otoo 2016 mit der Erzählung Herr Gröttrup setzt sich hin. Sie erhielt dafür den Ingeborg- Bachmann-Preis. In der Erzählung geht es um das Frühstücksritual des zwanghaften Herrn Gröttrup. Der zweite Text ist die Rede Dürfen Schwarze Blumen malen?, die Otoo 2020 zur Eröffnung des Bachmannpreises gehalten hat. Thema ist die Teilhabe von Menschen der afrikanischen Diaspora am deutschsprachigen Literaturbetrieb. Der dritte Text, Härtere Tage, wurde für den vorliegenden Band verfasst. Es ist eine Auseinandersetzung mit Otoos biologischer Familie, deren Wurzeln in Westafrika und der Problematik von Familienbeziehungen. Allen Texten gemeinsam ist ein Infragestellen von sprachlichen Konventionen. Indem ein Frühstücksei in der ersten Erzählung eine Subjektposition einnimmt, zeigt Otoo auf, dass Sprache immer ein Veränderungspotenzial innewohnt. Der Umfang der Ausgabe ist für meinen Geschmack ein wenig mager. Allen, die sich für Otoos Texte interessieren, ist der 2021 erschienene Roman Adas Raum empfohlen.

Beate Foltin

Sharon Dodua Otoo: Herr Gröttrup setzt sich hin. 64 Seiten, Fischer, Frankfurt/M. EUR 18,50