Fragwürdige Erinnerungen
Bei einer Premierenfeier ihres Geliebten findet sich die über 40jährige Ich-Erzählerin in einem Lokal wieder, welches ihr aus einer früheren Zeit bekannt erscheint. Schließlich assoziiert sie mit dem Ort ihre frühere Freundin Gema, die mit 15 Jahren schwer an Leukämie erkrankt und zwei Monate nach der Diagnose verstirbt. Es ist für die Ich-Erzählerin ihre erste Konfrontation mit dem Tod, zwei Jahre später stibt ihr Vater an Krebs. Nun wieder in der Gegenwart angelangt, ist es Sommer, sie vertieft sich in die Recherche nach Spuren ihrer damaligen Freundin, befragt alte Feundinnen nach Gema, beginnt vergilbte Klassenfotos und Traueranzeigen aus dieser Zeit zu untersuchen, um sich ihr Verhältnis zu Gema näher zu holen. Eine wesentliche Frage dabei ist, was hätte aus Gema werden können. Sie selbst ist Übersetzerin und eine begehrte Frau aus der Upperclass, Alleinerzieherin zweier Söhne und führt ein beschwerdefreies Leben. Als die Mutter ihrer Freundin Beatrice stirbt, begreift sie, dass ihre Anwesenheit bei der Trauerfeier für ihre Freundin Beatrice wichtig ist. Meine verlorene Freundin ist eine Geschichte über Verluste, die das Leben mit sich bringt. Erinnerungslücken lassen sich nicht füllen. Bruchstücke der Erinnerung werfen unsere Gefühle durcheinander, letztlich können wir diese nur ungefähr mit anderen teilen.
Antonia Laudon
Milena Busquets: Meine verlorene Freundin. Aus dem Span. von Svenja Becker. 136 Seiten, Suhrkamp, Berlin 2022 EUR 22,70