Schwarzer Feminismus

Die brasilianische Schwarze Feministin Djamila Ribeiro stellt fest, dass unterschiedliche Unterdrückungsformen nicht zu hierarchisieren sind, sondern sämtliche Formen der Unterdrückung gleichzeitig zu bekämpfen sind. Von weißen cis Männern global geführte hegemoniale Diskurse sind inhaltlich zu entlarven, um die Gleichstellung für alle einzufordern. Bereits Sojourner Truth, die als afroamerikanische Abolitionistin bekannt ist, weist Mitte des 19. Jahrunderts auf die unterschiedliche Behandlung von weißen und Schwarzen Frauen in den USA hin, so dass auch der hegemoniale Feminismus, der den Universalismus der Kategorie Frau propagiert, zu kritisieren ist und das Wahrnehmen verschiedener sozialer Voraussetzungen für das Frau-Sein zu beachten ist. Warum erst in der dritten Welle der Frauenbewegung durch das Intersektionalitätsparadigma darauf wieder Bezug genommen wird, hängt mit der fehlenden tradierten Sichtbarkeit dieser Diskurse zusammen, weil diese von der herrschenden Epistemologie massiv unterdrückt werden. Anhand zahlreicher Zitate bekannter People of Color-Feminst*innen (Gayatri Spivak, bell hooks, Audre Lorde, Lélia Gonzalez usw.) reflektiert Ribeiro die Notwendigkeit, eigene Diskurse um die Identität zu führen, um Gleichstellungskämpfe offensiv auszutragen. Dabei spielt die Sprache eine wichtige Rolle, um elitäre Nischen zu vermeiden und stattdessen die Authentizität der eigenen Identität gegenüber der Basis nicht zu verlieren.

Ribeiros Streitschrift fasst eine Fülle wichtiger Argumente feministischer Theoretiker:innen zusammen, warum die durch Rassimus, Sexismus und klassenspezifische Zuordnung inkorporierten Rollen zu demontieren sind, und die Definition einer Identität der Schwarzen Frauen als historisches und politisches Subjekt für deren Selbstermächtigung wesentlich ist. Empfehlenswert!

ML

Djamila Ribeiro: Wo wir sprechen – Schwarze Diskursräume. Hg. von Inajá Correia Wittkowski, Jamila Adamou und Ana Graça Correia Wittkowski. Aus dem bras. Portug. von Inajá Correia Wittkowski. 111 Seiten, edition assemblage, Münster 2022 EUR 10,50