Klasse mit Differenz denken
Der Sammelband Bite Back! Queere Prekarität, Klasse und unteilbare Solidarität ist eine empfehlenswerte Sammlung von Texten, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Zusammenhang von Queerness und Klassenerfahrungen beschäftigen. Den Autor:innen geht es dabei darum, die Kategorie Klasse intersektional, das bedeutet mit Differenz zu denken. Eine zentrale Rolle nehmen dabei trans-Identitäten und Lebensrealitäten ein. Die Einleitung ist etwas holprig geschrieben, dafür bilden die drei Kapitelebenen einen nachvollziehbaren Aufbau des Themenfeldes. Im ersten Teil werden verschiedene Erfahrungen der Verflechtungen zwischen Queerness und Prekarität geteilt. Daran schließt ein Teil an, der Beispiele von intersektionalen, also verschiedene Identitäten verbindende, Kämpfe aufzeigt. Der letzte Teil stellt verschiedene theoretische Überlegungen zu einem Neudenken von Klasse mit Queerness oder Queerness mit Klasse vor. Bite back ist vor allem deshalb lesenswert, weil es die Komplexität und Mehrdimensionalität von Lebensrealitäten und theoretischen Kategorisierungen in den Fokus stellt. Es wird einerseits deutlich, wie eng queeres Leben mit Prekarität verknüpft ist. Andererseits zeigen die Texte auf, dass wir stärker hinterfragen sollten, wer denn eigentlich diese ‚Arbeiter:innenklasse‘ ist, von der immer alle reden. Diese ist nämlich oftmals nicht weiß oder männlich, auch wenn dies in klassisch linken Analysen häufig vernachlässigt wird. Insgesamt werden in den Artikeln kluge und zum Denken anregende Thesen sowohl zu materialistischen Analysen als auch zur sogenannten ‚Identitätspolitik‘ aufgestellt. Das Buch ist somit ein Anstoß, linke Analysen wieder mehr miteinander zu verbinden und nicht gegeneinander auszuspielen.
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Bite back! Queere Prekarität, Klasse und unteilbare Solidarität. Hg. von Lia Becker, Atlanta Ina Beyer und Katharina Pühl. 245 Seiten, edition assemblage, Münster 2024 EUR 20,00