Puzzleteile einer nach Freiheit Suchenden
Die bekannte deutsche Schauspielerin Caroline Peters hat einen autofiktionalen Roman über ihr persönliches Verhältnis zu ihrer Mutter Hanna geschrieben. Während und nach der Beerdigung ihres Vaters Bow versucht die Ich-Erzählerin, sich ihrer bereits einige Jahre zuvor verstorbenen Mutter durch Erinnerungen anzunähern. In bruchstückhaften Geschichten ohne verlässliche Zeitleiste rekonstruiert sie Auszüge aus dem gemeinsamen Leben. Es sind kurze Episoden mit Hanna, in denen die Ich-Erzählerin und ihre beiden Halbschwestern Laura und Lotta wichtige weitere Rollen einnehmen. Daneben gibt es drei verschiedene Väter, mit denen Hanna jeweils verheiratet war. Bereits in Hannas Studienzeit hatte sie diese Männer kennengelernt und sich zunächst für Klaus, den immerwährenden Begleiter, dann für den italienischen, entspannten Verlagsinhaber Roberto und schließlich für den Architekten Bow als Lebenspartner entschieden, aber auch die letzte Beziehung mündet in eine Scheidung. Die einzelnen Szenen sind unterhaltsam mit einer gewissen Situationskomik gestaltet. Aus den Dialogen mit den Halbschwestern wird erkennbar, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen und Deutungen des familiären Settings gibt. Schade, dass der familiäre enge Mikrokosmos selten verlassen wird, um diese extravagante Mutter gesellschaftlich einzuordnen. Die Durchkreuzungen eines gewöhnlichen Alltags durch Hannas Launen werden jedoch glaubwürdig nachvollziehbar.
ML
Caroline Peters: Ein anderes Leben. 230 Seiten, Rowohlt, Berlin 2024