Feministische Perspektiven auf ein neues Gemeinsames

Über sechs Jahre lang hat ein aus verschiedenen Disziplinen und von fünf deutschen Universitäten kommendes Team gemeinsam geforscht, diskutiert und publiziert. Die Forschungsgruppe Recht – Geschlecht – Kollektivität hat ihr Wissen nicht nur untereinander, sondern auch an die, mit denen und über die sie geforscht hat, weitergegeben. In den sehr dichten Texten auf eng bedruckten Seiten zeigt sich deutlich, dass mit Aktivist*innen, sozialen Bewegungen und anderen Expert*innen nicht nur inter-, sondern explizit auch transdisziplinär gearbeitet wurde – die spannende Reflexion dieser Arbeitsweisen ist der dritte Teil des Sammelbandes. Im ersten, umfangreichsten Teil des Bandes werden die Praktiken und Politiken thematisiert, mit denen soziale Bewegungen und gesellschaftliche Akteur*innen Konzepte von Solidarität und Gemeinwohl entwickeln, um das hierarchische Gefälle zwischen Ordnungen, die an den Bedürfnissen der historisch Privilegierten ausgerichtet sind, und den daraus entstehenden Kosten, die den Marginalisierten aufgebürdet werden, zu verändern. Methodologisch und theoretisch unterschiedlich weisen alle Beiträge auf die Dialektik zwischen dem umkämpften Allgemeinen und dem neuen Gemeinsamen hin. Im Teil zwei von Recht umkämpft zur Erweiterung der Feminist-Judgements-Bewegung wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass Recht mehr als nur Text ist, sondern immer soziale Praxis, aus der heraus es verstanden werden kann. Mit interdisziplinären Experimenten wurde daran gearbeitet, die Barrieren, die sich für nicht-rechtswissenschaftliche Disziplinen im Umgang mit juristischen Methoden und Arbeitsweisen ergeben, zu durchbrechen. Insgesamt ein höchst vielfältiger und anspruchsvoller Sammelband zu spannenden, wichtigen Themen.
Sabine Prokop
Recht umkämpft. Feministische Perspektiven auf ein neues Gemeinsames. Hg. von der Forschungsgruppe Recht – Geschlecht – Kollektivität. 361 Seiten, Barbara Budrich, Opladen/Berlin, Toronto 2025 EUR 83,50