Eine ‚Welt ohne Prostitution‘?
Dringlicher Appell, politische Streitschrift, Medienanalyse, Wissensvermittlung, persönlicher Erfahrungsbericht, Kampfansage – all das und vieles mehr vereint Ruby Rebelde in diesem dichten, dennoch leicht zu lesenden Buch. In langjähriger Recherchearbeit hat sich die Sexarbeiterin, Autorin und Aktivistin mit der medialen Berichterstattung über ‚Prostitution‘, mit historischen Kontinuitäten und Ursachen von Abwertung, Ressentiment und Stigmatisierung gegenüber Sexarbeit(er:innen) sowie mit den Praktiken, Inhalten und Strategien der Anti-Sexarbeitsbewegung auseinandergesetzt. Akribisch zeigt sie auf, wie wichtig es ist, Sexarbeitsfeindlichkeit als Teil des intersektionalen Diskriminierungsnetzes anzuerkennen, um Sexarbeiter:innen in Politiken, Analysen sowie Kämpfe zu inkludieren und dem affekt-geladenen medialen „Prostitutionstheater“ Fakten und Lösungen entgegenzusetzen. Denn, so Ausgangspunkt und Schlussfolgerung zugleich: Sexarbeitsfeindlichkeit schadet nicht nur Getroffenen. Sie schadet allen marginalisierten Gruppen; allen, die für eine Welt ohne Unterdrückung und Autoritarismus (nicht eine ‚Welt ohne Prostitution‘) eintreten; letztlich uns allen. „Hurenstigma wirkt sich negativ auf die ganze Gesellschaft aus. […] Wir existieren, und zwar mitten unter Euch. Ein Angriff auf unsere Rechte ist ein Angriff auf Eure Rechte.“ Besonderer Verdienst dieses Buches liegt in der detaillierten Darlegung der anti-feministischen, reaktionären und rechten Allianzen sowie deren Radikalisierung/Normalisierung und dem dringlichen Aufruf, kollektiv-solidarisch – inklusive Sexarbeiter:innen – gegen die Erstarkung solcher Allianzen aktiv zu werden.
Maria Hörtner
Ruby Rebelde: Warum sie uns hassen. Sexarbeitsfeindlichkeit. Ideologie, Allianzen und Journalismus für die ‚Welt ohne Prostitution‘. 429 Seiten, edition assemblage, Münster 2025 EUR 24,00
