Alles kann wieder gut werden

Dieser Satz aus einer der Erzählungen in „Die Welt gegenüber“ von Eva Schmidt steht programmatisch für den gesamten Band. Und doch ist es ein seltener Moment der Zuversicht; Ton und Thema der Texte erinnern an die Leerstellen und Randfiguren der Gesellschaft. Menschliche Lügen und Abgründe werden ohne Pathos ausgebreitet, dabei aber nicht ausgeschlachtet. Gefühle wie Einsamkeit, Trauer, Wut und Angst überwiegen, die Texte kippen aber nie ins Melodramatische. Es wird nüchtern erzählt und scharf beobachtet, man wähnt sich in alltäglicher Eintönigkeit und doch ist da immer die Krise, die zwischen den Zeilen anklingt, wenn es in „Der Mann von der Tankstelle“ etwa heißt: „[…] aber vielleicht bestand seine Gutmütigkeit nur darin, dass er verstand, warum andere über ihn lachten.“ Gregor spricht nicht, er lernt in einer Bar eine wohnungslose junge Frau kennen, der er Unterkunft bietet. Sie leben ein paar Tage Alltag gemeinsam, Sonja erzählt von den Übergriffen, denen sie bisher ausgesetzt war. Am Ende ist es aber Sonja, die Gregor Geld und Gold stiehlt, um nach Paris zu fahren und vielleicht einen Platz im Leben und auf der Welt zu finden. Das offene Ende unterstreicht in jeder Erzählung die Leerstellen im Leben der Protagonist_innen, verweist aber auch auf die Möglichkeiten, die außerhalb des scharfen Blicks liegen.
 DM
Eva Schmidt: Die Welt gegenüber. Erzählungen. 217 Seiten, Jung und Jung, Salzburg 2021, EUR 22,00