Als Subjekt zum Aktivismus
Der kleine Band vereint sowohl die Genese des Begriffes Intersektionalität als auch empirische Daten aus einem wissenschaftlichen Projekt zum Thema Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Traumatisierung sowie einen abschließenden Essay, wie Intersektionalität als Instrumentarium aktivistisch eingesetzt werden kann, um Herrschaftsverhältnisse zu analysieren und zu bekämpfen. Intersektionalität oder Mehrfachdiskriminierung wird aus unterschiedlichen politischen Richtungen als Kampf- und Modebegriff herangezogen, instrumentalisiert und vereinnahmt. Anhand von Interviews in Beratungseinrichtungen mit professionalisierten Kräften wird deutlich, wie wenig zum Teil die Beratungsteams über Mehrfachdiskriminierung wissen und dass dadurch Grenzüberschreitungen gegenüber Betroffenen unterschätzt werden. Im Ausblick wird empfohlen, dass Intersektionalität als Lehre von diversen Unterdrückungsphänomenen vor allem zur Analyse von Machtverhältnissen herangezogen werden kann, um sich bewusst zu machen, dass man selbst Macht ausübt und diese zu reflektieren ist. Es geht um die Entwicklung des subjektiven Faktors, so dass eine Erkenntnis ist, dass das Streiten und das Aushalten von Dissonanz notwendig ist, um konkrete Partialinteressen kennenzulernen und um daraus gemeinsame Interessen zu entwickeln.
Gudrun Weiß
Christopher Sweetapple, Heinz-Jürgen Voß und Salih Alexander Wolter: Intersektionalität – Von der Antidiskriminierung zur befreiten Gesellschaft? 91 Seiten, Schmetterling Verlag, Stuttgart 2020 EUR 12,60