Arbeiter:innenunruhe auf dem Vormarsch!?

Der Sammelband versammelt Beiträge einer von den Herausgeber:innen initiierten Tagung, die im März 2019 in Stuttgart stattfand. Er ist von einer wachsenden neuen nation­alen und globalen Arbeiter:innenunruhe (labour unrest) in stark wachsenden feminisierten Erwerbsbereichen inspiriert und soll Forschungsdefizite in diesem Feld aufarbeiten. Die Fragestellung ist intersektional, nämlich wie Lohnarbeitskonflikte und patriarchale Ausbeutungsverhältnisse miteinander verknüpft sind, welche Deutungen von Weiblichkeit und Männlichkeit es gibt und wie private Lebensumstände mit diesen Konflikten verschränkt sind. Bis auf wenige Ausnahmen sind es akademische Beiträge aus Geschichts- und Sozialwissenschaften. Neben einem Überblick über die Geschichte von Frauen*streiks finden sich zahlreiche Analysen zu (zeit)historischen Arbeitskonflikten. Ein umfangreicher Abschnitt widmet sich der wachsenden Zahl an Auseinandersetzungen im Dienstleistungs- und Sorgesektor. Schließlich werden im letzten Teil Schlaglichter auf die androzentristische gewerkschaftliche Interessensvertretung der Frauen* am Beispiel von verdi, der IG Metall und einer Analyse der Gewerkschaftsarbeit bei indischen Pflegekräften geworfen. Wer an allgemeineren Perspektiven zur Frage von Aspekten von Frauen*-Arbeitskämpfen oder der Frage des möglichen Zusammengehens von Frauen*streiks und traditionellen gewerkschaftlichen Streiks interessiert ist, also letztendlich an der alten Frage vom Verhältnis Frauen*bewegung und Arbeiter:innenbewegung, der seien die Beiträge von Ingrid Artus und Ingrid Kurz-Scherf besonders ans Herz gelegt.

Anna Leder

Arbeitskonflikte sind Geschlechterkämpfe. Hg. von Ingrid Artus, Nadja Bennewitz, u.a. 374 Seiten, Westfälisches Dampfboot, Münster 2020 EUR 35,00