Theorie versus Praxis

Schlagworte wie „Social-Justice-Warriors“, „Narrativ”, „Diskurs” und „dekonstruieren“ werden in diesem Buch genau unter die Lupe genommen und auf ihre Auswirkungen beleuchtet. Die Neugestaltung der Gesellschaft auf Zuruf von Ideologinnen und Ideologen wird anhand von Beispielen aus Deutschland auf ihre Alltagstauglichkeit hinterfragt. In den einzelnen Kapiteln wird aufgezeigt, wie im Kampf um mehr Gerechtigkeit neue Ungerechtigkeit geschaffen wird. Es ist unbestritten, dass Minderheiten, Frauen, Queers und Migrant:innen in der Vergangenheit, aber auch heute noch mit Benachteiligung zu kämpfen haben, es stellt sich aber die Frage, ob sich mit Ideologie und Verboten die Situation verbessern lässt, bzw. ob damit die Ungleichheit nur noch verstärkt wird. Die Fronten sind offensichtlich verhärtet und ein echter Diskurs findet nicht mehr statt. Zu oft wird bei abweichender Meinung die “Rassismuskeule“ geschwungen und tatsächliche gesellschaftliche Probleme werden totgeschwiegen. Auch die Rolle der Politik, der Parteien und der Medien sowie Fake News werden eingehend analysiert. Das Konzept der Social-Justice-Warriors geht in Richtung Totalitarismus, da es auch in die intimsten Lebensbereiche der Menschen vordringt und ihnen vorschreibt, was sie empfinden, denken und fühlen dürfen. Fazit: ein sehr empfehlenswertes Buch, mit interessanten Denkanstößen.

Ida Renko

Judith Sevinç Basad: Schäm Dich! Wie Ideologinnen und Ideologen bestimmen, was gut und böse ist. 224 Seiten, Westend Verlag, Frankfurt/M. 2021 EUR 18,95