Das Gehirn als Mosaik

ie Neurowissenschafterin Daphna Joel ist auf Psychologie, Geschlecht und Gender spezialisiert. Ihr Sachbuch hält folgende Erkenntnis fest: Jedes Gehirn ist unterschiedlich. Es besteht aus einem Mosaik individueller Eigenschaften. Die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen fallen dabei kaum ins Gewicht. Wenngleich sich das durchschnittliche weibliche Gehirn vom durchschnittlich männlichen unterscheidet, ist es kaum möglich, das Geschlecht an einem einzelnen Gehirn festzumachen. Diverse Studien und lebensnahe Vergleiche untermauern diese Hypothese. Die zweite Hälfte des Buches widmet sich den Ableitungen daraus: Geschlechtsstereotype in Erziehung und Gesellschaft seien Einschränkungen, die für viel Unbehagen und Leid sorgen. Im Hinblick auf die marginalen neurologischen Unterschiede seien sie nicht zu rechtfertigen. Insgesamt ein leicht zu lesendes Buch mit stringenter Argumentation. Es bietet keine revolutionären Erkenntnisse, die Verbindung aus Neurowissenschaft und Gesellschaftskritik mit einem Hauch Autobiografie ist jedoch erfrischend und lesenswert.

Magdalena Holczik

Daphna Joel mit Luba Vikhanski: Das Gehirn hat kein Geschlecht. Wie die Neurowissenschaft die Genderdebatte revolutioniert. Aus dem amerik. Engl. von Johanna Wais. 240 Seiten, dtv, München 2021 EUR 16,50