Aufstieg und Fall
Auch die Fortsetzung der neapolitanischen Romanreihe verblüfft durch die reichen Erzählungen von den im Mittelpunkt stehenden Frauengestalten. Die Freundschaft von Lila und Lenù ist von Rivalitäten, Missgunst und Missverständnissen bedroht. Lila ist in ihrer unglücklichen Ehe dabei, sich psychisch aufzulösen. Sie ist materiell gut ausgestattet, lebt aber fern von ihren Gefühlen und findet keinerlei Halt in ihrem neuen Lebensabschnitt, obgleich sie wirtschaftlich in den Geschäften ihres Mannes erfolgreich ist. Lenù lernt emsig für ihren Schulabschluss. Bei einer gemeinsamen Erholungsreise nach Ischia begegnen sie dem Studenten Nino und seinem reichen Freund Bruno und verbringen unbeschwerte Strandtage. Lenù, die in Nino verliebt ist, erlebt ihre erste große Enttäuschung, weil dieser ihre Gefühle nicht erhört und sich leidenschaftlich in Lila verliebt, die diese Gefühle erwidert. Nach der Rückkehr setzen diese heimlich ihre Liaison fort. Doch auch Lila wird enttäuscht, schließlich wird sie Mutter und trennt sich von ihrem Mann. Von Nino fehlt jede Spur. Lenù hingegen studiert emsig in Pisa und bindet sich pragmatisch an Pierro, einen erfolgreichen Studenten aus intellektuellen Hause und veröffentlicht ihren ersten Roman, während Lila als Alleinerzieherin ein kärgliches Dasein mit einem Freund aus alten Tagen fristet. Eine stärkere Einbindung in den historischen Kontext hätte für die Leserin die Krönung bedeutet, dennoch spannend und atemberaubend in Erwartung der Fortsetzung. ML
Elena Ferrante: Die Geschichte eines neuen Namens. Aus dem Ital. von Karin Krieger. 624 Seiten, Suhrkamp, Berlin 2017 EUR 25,70