Autobiografie – Bastard der Literatur
Doch gerade eine Form von Autobiografie ist der Roman „Die Fremde“ von Claudia Durastani. Anhand ihrer Familiengeschichte macht sie das Fremdsein in seinen vielen Facetten greifbar, denn ihre Eltern sind gehörlos und wandern von Italien nach New York aus, um schließlich doch wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren. Sie beschreibt einfühlsam, wie es ist, die Welt anders wahrzunehmen, auszuwandern, arm zu sein, in Beziehungen zu scheitern, sich selbst fremd zu sein. Denn eine Autobiografie „senkt die Schwelle, sie gehört den Flüchtlingen, Frauen, Behinderten, Überlebenden des Holocausts, Überlebenden von allem Möglichen.“ Sehr persönlich gibt die Autorin auch fast intime Einblicke in ihre innere und äußere Lebenswelt und setzt durch ihre Ehrlichkeit großes Vertrauen in ihre potenzielle Leserschaft. Ihr Fazit am Ende des Buches ist: „[…] kein Mensch sollte seiner Sehnsucht, anders zu sein, Grenzen setzen.“
Cornelia Axmann
Claudia Durastani: Die Fremde. 304 Seiten, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2021 EUR 24,90