Bericht einer Zeitzeugin
1922 in Riga geboren, wuchs Valentīna Freimane in einer Familie auf, die sich – aus heutiger Sicht – der antiautoritären Erziehung verschrieben hatte. Die Eltern waren sehr wohlhabend, ein umfangreiches kulturelles Leben stand im Mittelpunkt. Vorurteile gegenüber Menschen anderer Nationalitäten wurden abgelehnt, sodass es Valentīna Freimane besonders traf, wenn sie solchen begegnete. Während die Familie zur Zeit der Besatzung Lettlands durch die Sowjetunion noch relativ glimpflich davonkommt, wie Freimane beschreibt, werden ihre Eltern 1941 von den Deutschen ins jüdische Ghetto verschleppt. Nur durch die Geistesgegenwärtigkeit des Hausmeisters, der ins Hausbuch einträgt, alle drei Mitglieder der Familie seien „ins Ghetto gegangen“, kann sich Valentīna Freimane retten. Versteckt bei verschiedenen Freund_innen überlebt sie die Nazizeit. Freimanes Autobiografie, die mit der Befreiung Europas am 9. Mai 1945 endet, ist das wichtige Zeitdokument einer der letzten Überlebenden des Holocaust in Lettland. Paula Bolyos
Valentīna Freimane: Adieu, Atlantis. Roman. Aus dem Lettischen von Matthias Knoll. 342 Seiten, Wallstein Verlag, Göttingen 2015 EUR 23,60