Bitter-süße Liebe

Zazou ist mit dem Zug auf dem Weg zur Arbeit, als ihr eine fremde Frau eine schwere Tasche auf den Oberschenkel knallt. Am nächsten Tag bringt diese Frau Schokolade mit, um sich zu entschuldigen. Fortan fahren die beiden Frauen jeden Tag einen Teil der Zugstrecke gemeinsam. Außer Amelies Vornamen wird Zazou nichts Persönliches über die stürmische Frau erfahren. Denn das sind die Spielregeln der strahlenden, magischen Amelie: Wer die jeweils andere ist, soll ein Geheimnis bleiben. Über Familie, Beruf oder den Wohnort wird nicht gesprochen. Stattdessen über Lieblingsfarben und Leberflecke. Eines Tages ist Amelie verschwunden. Da erst gesteht sich Zazou ein, was ihre langjährige Partnerin schon seit geraumer Zeit geahnt hatte: Sie hat sich in Amelie verliebt und macht sich auf die Suche. Unterstützt wird sie von ihrem Nachbarn, einem liebenswerten Casanova, und ihrer quirligen, Champagner schlürfenden Freundin Lala. Schließlich spürt Zazou Amelie in Sardinien auf. Im Laufe der Jahre werden die beiden Frauen noch mehrmals aufeinandertreffen, ihre Beziehung Hoch und Tiefs erleben, die weit über das Auf und Ab in jeder Beziehung hinausgehen. Amelie ist bipolar. Erst ein großes Unglück bringt den entscheidenden Wendepunkt.
Der Liebesroman gibt einen sensiblen Einblick in die Krankheit Bipolarität und vermittelt nebenbei historisches Wissen. Dass die Autorin die Schrift ändert, sobald Amelie eine ihrer Phasen hat, strengt an – aber vielleicht ist ja gerade das der Sinn der Sache.
 Verena Fabris
Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer. 368 Seiten, Krug & Schadenberg, Berlin 2020, EUR 17,40