Chile erinnern

Nona Fernández erzählt in den beiden Kurzromanen „Space Invaders“ und „Chilean Electric“ von Kindern und Jugendlichen, die während des Pinochet-Regimes in den 1970er und 1980er Jahre aufwuchsen. Es sind – zum Teil autobiografische – Geschichten über das Erwachsenwerden und den Alltag in einem menschenverachtenden und brutalen Militärregime. Kinder vertreiben sich die Freizeit mit dem aktuellen Videospiel Space Invaders – wie viele andere Kinder in anderen Ländern. Gleichzeitig erleben sie eine reale Invasion. Schulkolleg_innen und deren Eltern verschwinden oder müssen sich verstecken, Kinder werden auf offener Straße von Uniformierten niedergeschlagen und schwer verletzt. Die 1971 geborene Autorin erinnert sich an ihre Großmutter und die Veränderungen in Chile während ihrer Kindheit und Schulzeit. Die beiden Kurzromane wirken fragmentiert in ihrer Erzählweise und lassen viel Raum und beklemmende Leerstellen. Ein Buch für Leser_innen, die an Literatur gewordener Geschichte interessiert sind.

Roswitha Hofmann

Nora Fernández: Space Invaders/Chilean Electric. Aus dem chil. Span. von Anna Gentz. 179 Seiten, Septime, Wien 2018 EUR 15,99