Die Erfinderin der Frankfurter Küche

In ihrer Autobiografie hat die bekannte Architektin Margarete Schütte-Lihotzky einen Teil ihres Lebens sehr sachlich mit dem zentralen Thema Architektur als einen Stationenweg angelegt, in dem sie Privates kaum erwähnt. Er umfasst die Jahre 1915, beginnend mit ihrer Studienzeit in Wien, einem kurzen Aufenthalt in Holland, ihren Arbeiten in den zwanziger Jahren im Österreichischen Verband für Siedlungs- und Kleingartenwesen in Wien und im Hochbauamt in Frankfurt, bis zu ihrer Ankunft in Moskau 1930. Die Bandbreite ihrer Themen reicht von sehr persönlichen Portraits von Lehrern und Mitarbeitern in der Siedlerbewegung, einer grundlegenden Ausführung zum Wohnungs- und Städtebau, zu Flachbau-Siedlungen und zum Entwerfen von Haustypen. Diskussionswert ist ihre Aufklärung über die Frankfurter Küche, deren Konzept eingebettet ist in allgemeine Überlegungen zur Entwicklung der Berufstätigkeit der Frauen und raumangepassten Einrichtungsgegenständen. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang ihre Ausführungen zur Siedlerbewegung und dem Leben am Existenzminimum in Wien, zum „Neuen Bauen in Frankfurt“ unter Ernst May. Der Vergleich der unterschiedlichen Voraussetzungen des Wohnbaus in beiden Städten bietet vielfältige Anregungen und sollte von heutigen Bauverantwortlichen reflektiert werden. Durch das gesamte Werk zieht sich ihr Engagement für die Verbesserung der Lebensbedingungen der vom Wohlsstand ausgegrenzten Menschen.
Eva Cyba
Margarete Schütte-Lihotzky: Warum ich Architektin wurde. Hg von Karin Zogmayer, 2. Auflage, 227 Seiten, Residenz Verlag, Salzburg 2019 EUR 24,00