Die Gewalt der Anderen

Der Anspruch des vorliegenden Sammelbands, „die Vielfalt der Verschränkungen zwischen Terrorismus, Ordnung der Geschlechter und medialer Repräsentation“ auszuleuchten, wird durchwegs erfüllt. Dass der RAF dabei eine zentrale Rolle zukommt, ist wenig überraschend. Eine Fülle an Material wird in dreizehn Beiträgen untersucht, wobei selbst eine genaue Beschreibung des massenmedialen Diskurses kaum zu begeistern vermag. Geschlechter
stereotype werden nicht zuletzt im meist gehassten Produkt des Axel Springer Verlags, der Bildzeitung, reproduziert, wo die Selbstermächtigung von Frauen als Täterinnen im Terrorismus der 70er Jahre beginnen kann. In diesem Buch bilden hingegen auch Filme, Heiner Müllers Hamletmaschine oder Briefe der in der Schweiz inhaftierten Gabriele Kröcher-Tiedemann (Bewegung 2. Juni) den Stoff der Untersuchung. Sehr gelungen ist auch die Fallstudie von Vojin Saša Vukadinović, worin die antisemitischen Gewalttaten der Revolutionären Zellen, das dahingehende Desinteresse von Behörden und Medien und die aufgeregte Verfolgung der frauenpolitischen Abspaltung der RZ, der Roten Zora, sehr schön nachgezeichnet wird. Den Besonderheiten hiesiger Verhältnisse widmet sich die Herausgeberin: Feminisierung der TäterInnen, Gewalt des Gefängnispersonals und mangelnde Solidarität der linken Szene.  Heide Hammer

Der Linksterrorismus der 1970er-Jahre und die Ordnung der Geschlechter. Hg. von Irene Bandhauer-Schöffmann und Dirk van Laak. 286 Seiten, WVT Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2013 EUR 32,40