Die Jägerin
Entkulakisierung in den 1930er Jahren in der Sowjetunion. Die tatarische Bäuerin Suleika lebt mit ihrem 30 Jahre älteren Ehemann und seiner Mutter ein von patriachalen Zwängen bestimmtes Leben. In den Augen ihrer Schwiegermutter hat sie als Frau „versagt“, ihre vier Töchter überlebten das Säuglingsalter nicht. Die Familie wird im Rahmen der Entkulakisierung in ein noch aufzubauendes Lager nach Ost-Sibirien deportiert. Der Mann, der sich auflehnt, wird in den ersten Tagen des Transportes umgebracht. Unter schrecklichen Bedingungen ist Suleika gezwungen ein eigenes Leben zu führen. Packend erzählt Gusel Jachina aus Kasan, Filme‑macherin und Schriftstellerin wie ihre Großmutter Suleika zur Arzthelferin und zur Jägerin wird, einen Sohn gebärt, sich in einen überzeugten Rotarmisten, den Mörder ihres Mannes, ver‑ liebt… Mit vielen Details und unterschiedlichen Lagerbewohner*innen öffnet sie einen Raum, jenseits von einseitigen Lagernarrationen. Eigentlich hätte die Geschichte ein Film werden sollen, das Drehbuch wurde jedoch zum mehrfach preisgekrönten, ungewöhnlichen Roman. Sena Doğan
Gusel Jachina: Suleika öffnet die Augen. Aus dem Russ. von Helmut Ettinger. 541 Seiten, aufbau Verlag, Berlin 2017 EUR 23,60