Die Landesmutter und ihre leiblichen Kinder
Maria Theresia gebar sechzehn Kinder, sie war also insgesamt zwölf Jahre schwanger; zehn ihrer Kinder erreichten das Erwachsenenalter. Die damalige hohe Kindersterblichkeit erklärt wohl die vielen Geburten. Kinder waren wichtig zum Machterhalt und wurden so vor allem aus dynastischen Gründen verheiratet. Das erfolgreiche Motto der Habsburger: „Bella gerant alii, tu felix Austria nube – Kriege führen mögen andere, du glückliches Österreich, heirate“ findet auch hier Anwendung. Maria Theresia inszenierte sich gerne als Landesmutter und ließ sich inmitten ihrer großen Kinderschar porträtieren. Elisabeth Badinter versucht das Bild einer Herrscherin zu zeichnen, die sich sowohl um die beruflichen Belange als Regentin eines Vielvölkerstaates kümmerte als auch ihren Kindern eine für die damalige Zeit ungewöhnlich liebevolle Mutter war. Die Autorin zieht dafür zum Teil unveröffentlichte Quellen heran. Es handelt sich dabei um Briefe zwischen Familienmitgliedern, Vertrauten sowie Erzieherinnen und Erziehern, die in den Archiven der damaligen Kronländer recherchiert wurden. Das Leben einer Herrscherin aus dem 18. Jahrhundert kann wohl kaum mit einer berufstätigen Mutter der heutigen Zeit verglichen werden. Deswegen ist auch die Frage, ob Maria Theresia als Role-Model für die moderne Frau geeignet ist, eigentlich nicht zu stellen. Das Buch ist sehr detailreich und aufgrund der umfangreichen Quellenrecherche sicher eine Bereicherung für HistorikerInnen. Der Anhang enthält einen kurzen Stammbaum der HabsburgerInnen sowie ein umfassendes Quellen- und Literaturverzeichnis, das hilfreich für weitere Forschungen sein kann.
Karin Nusko
Elisabeth Badinter: Macht und Ohnmacht einer Mutter. Kaiserin Maria Theresia und ihre Kinder. Aus dem Franz. von Stephanie Singh. 208 Seiten, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2023 EUR 26,80