Die Lebensspanne
Die Autorin Hiroko Oyamada beschreibt facettenreich die Lebenssituation in Japan. Die kinderlose 30jährige Protagonistin Asa zieht mit ihrem Ehemann aufs Land in das Nachbarhaus ihrer Schwiegereltern. Sie kündigt ihre unzureichend abgesicherte und noch dazu schlecht bezahlte Arbeit und wird Hausfrau. Das Interesse des jungen Ehepaares aneinander und ihre gemeinsame Kommunikation beschränken sich auf ein Minimum. Asas ständig beschäftigter Mann spielt lieber am Handy als tiefergehende Gespräche mit ihr zu führen. Der neue Alltag bietet wenig Abwechslung, sondern vor allem Langeweile. Es ist heiß, sie beobachtet täglich den Großvater ihres Mannes beim unermüdlichen Wassersprengen des Gartens und bei ihren Spaziergängen die Zikaden und Tausendfüßler. Als sie für ihre überaus korrekte und pingelige Schwiegermutter eine Überweisung tätigt, ist im hinterlegten Kuvert der Schwiegermutter nicht genügend Geld verfügbar, so dass Asa von ihren spärlichen Ersparnissen Geld abbuchen muss. Auf dem Rückweg fällt sie in ein mysteriöses Loch, nachdem sie zuvor ein schwarzes Tier verfolgt hat. Sie nimmt einen Mann wahr, der sich als ihr Schwager ausgibt und von der Außenwelt isoliert lebt – oder entspringt diese Figur ihrer Phantasie? Als der Großvater ihres Mannes stirbt, entscheidet sie sich für eine Rückkehr ins Berufsleben, ins Hamsterrad. Der Text wirkt wie eine Parabel, in der das Lebensgefühl der Ich-Erzählerin zwischen Aufbegehren und Stillstand schwankt. Resignativ!
ML
Hiroko Oyamada: Das Loch. Aus dem Japan. von Nora Bierich. 123 Seiten, Rowohlt, Hamburg 2024 EUR 22,50