Doppelbödigkeiten im Zweierpack

Das Paar als Figur wissenschaftlichen Interesses steht im Mittelpunkt eines thematischen Sammelbandes, vor allem im Hinblick auf seine soziale Konstitution. Die AutorInnen gehen von verschiedenen Paar-Begriffen und -Konstellationen aus und untersuchen deren Repräsentationen bzw. Abwesenheit in performativen Inszenierungen, künstlerischen Darstellungen, aber auch in den begleitenden Diskursen darüber. Queere Paarbeziehungen stellt Katharina Pewnys Beitrag vor. Sie untersucht anhand zeitgenössischer Antigone-Rezeptionen heteronormative Elemente der Tragödie, die zeitversetzt in die Gegenwart neu gedeutet werden können. Die Bruder-Schwester-Konstellation öffnet einen Raum hin zu transnationalen Bündnissen. Queere Liebe entzieht sich dichotomen Hierarchien, sie ist, laut Emily Roysdon, Strategie, Medium, Schauplatz und Szene, außerdem kein quantifizierbares Element. Die Erweiterung ins Trans-Humane, bei der Einbeziehung von Tieren, bewirkt eine Dekonstruktion des stabilen Zweierbildes – selbst wenn sie nur performt wird, wie bei Valie Exports legendärem Hundespaziergang. Magdalena Beljan untersucht Paare wie EVA & ADELE oder Marina Abramovic/Ulay und stellt dar, dass ein genauer Blick nicht selten die Demontage des Image bedeutet. Sie spürt der Genealogie der Gefühle und deren Konstruktion nach. Weitere historische und kunsthistorische, theater- und medienwissenschaftliche Textbeiträge bieten umfassende Perspektivenvielfalt auf die vielfältigen Deutungsmuster.
Susa
Kunst-Paare. Historische, ästhetische und politische Dimensionen. Hg. von Jenny Schrödl, Magdalena Beljan und Maxi Grotkopp. 218 Seiten, Neofelis, Berlin 2017 EUR 26,80