Drachen können fliegen
Aidan, so heißt der Protagonist vom Marianne Jungmaiers Roman, zieht gemeinsam mit seinen Freund*innen durch die Berliner Clubszene. Ohne Probleme kann man in die leicht träumerische Welt des Romans eintauchen und Aidan und seine Freund*innen dabei begleiten, wie sie ihre Drogenerfahrungen erleben, sich in der BDSM-Szene verwirklichen und dabei nicht auf die Wertigkeit von intensiven Freund*innenschaften vergessen. Beim Lesen kommt mensch selbst in einen mitreißenden Flow und spürt das Berliner Nachtleben im Nacken. Obwohl Aidan einer regelmäßigen Lohnarbeit in einem Verlagshaus nachgeht, ist er in der Lage, seine Träume und Fantasien auszuleben und sich Zeit zu nehmen, intensive Beziehungen einzugehen. Nachdem die Beziehung mit Hannah ein Ende ohne Drama findet, taucht Bill mit einem Paukenschlag in seinem Leben auf und bringt eine sanfte wohltuende Bewegung in Aidans Leben. Neben der Liebe widmet sich Aidan intensiv einem Drachen, den er aus Holz anfertigt. Sein größter Traum ist es, dass er diesen bei einem Festival in der Wüste Nevadas verbrennen darf. Die Reise nach Nevada bildet den Abschluss einer Geschichte, die es Lesenden ermöglicht, dem hektischen Alltag für eine Zeit lang zu entfliehen und einen Schritt zurück zu gehen und darüber nachzudenken, wie angenehm sich die richtige Balance im Leben anfühlen könnte.
Joanna Wilk
Marianne Jungmaier: Sonnenkönige. 222 Seiten, Kremayr & Scheriau, Wien 2018 EUR 19,90