Drei Schwestern und ihre Familie

1948, in dem Jahr, in dem der Staat Israel ausgerufen wurde, verbrachte die jüdische Großfamilie Leibritzky wie jedes Jahr den Sommer in einer kleinen jüdischen Siedlung am Meer in Connecticut. Im selben Jahr starb der kleine Davy Leibritzky durch einen Verkehrsunfall. Davys Schwester Molly erzählt uns die Geschichte des Sommers 1948, durchmischt mit ihren Rückblenden aus dem Jahr 1998. Die drei Schwestern Ada, Vivie und Bec bilden den Kern der Familie. Ada hat Vivie den jungen Mort Leibritzky, den Sohn des Kaufhausbesitzers, ausgespannt. Während Ada schnell heiratete und drei Kinder bekam, suchte sich Vivie zunächst Arbeit und ein Leben abseits der Familie, bevor dann auch sie heiratete. Bec, die jüngste Schwester, begann eine erfolgreiche Karriere als Modeentwerferin und Schneiderin. Sie begann eine Liebesbeziehung mit ihrem nichtjüdischen, verheirateten Chef. Der Unfalltod von Davy stellte jedoch das Familiengefüge, ohnehin nicht das stabilste, am meisten auf die Probe. In allen Familienmitgliedern kam der mehr oder weniger stark verdrängte Wunsch auf, sich den Regeln zu widersetzen – in einer lesbischen Beziehung etwa, oder aber auch Trost in den religiösen Konventionen zu suchen.

Die Geschichte ist interessant erzählt, es ist von Anfang an klar, dass Davy den Sommer nicht überleben wird. Die Autorin erzählt abwechselnd auf den Tag zu und von dem Tag weg. Der Roman ist sehr gelungen, schön zu lesen, spannend ist vor allem die unterschiedliche Art, wie die Frauen ihr Leben trotz des engen religiösen und sozialen Korsetts gestalten. gam

Elizabeth Poliner: Wie der Atem in uns. Aus dem Engl. von Maja Ueberle-Pfaff. 430 Seiten, DuMont, Köln 2016 EUR 23,70