Ein Leben für die Sozialarbeit
Der erste Teil bringt Lesenden das Leben und Schaffen der Sozialwissenschaftlerin Maria Dorothea Simon näher. Im zweiten Teil findet sich eine Auswahl von Schriften zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit wie beispielsweise Überlegungen zur Weiterentwicklung der Sozialen Arbeit, zu Auswirkungen von Krankenhausaufenthalten bei Kindern oder zu Forderungen und Bedürfnissen Angehöriger von psychisch erkrankten Menschen. Diese Themen ziehen sich durch das Leben der 1918 in Wien geborenen ‚Dorli‘ Simon, die aufgrund der Diskriminierung als Jüdin im antisemitisch geprägten Wien der späten 1930er Jahre ihren Ausbildungsweg zunächst in Prag und danach in London fortsetzt. Sie studiert in England und den USA. 1947 kehrt sie nach Wien zurück und widmet sich dem Doktorat in Psychologie. Ab 1970 übernimmt sie das Direktorat der Lehranstalt für gehobene Sozialberufe der Stadt Wien. Ihre Tatkraft führt zu nachhaltigen Verbesserungen in der Ausbildung und sie forciert die Zusammenarbeit der Bildungseinrichtungen Sozialer Arbeit in Österreich. Auch die Internationale Vereinigung der Schulen für Sozialarbeit verlegt auf Betreiben Simons ihren Hauptsitz für zehn Jahre nach Wien. Darüber hinaus ist sie maßgeblich an der Gründung des Vereins Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter beteiligt und auch in ihrem Ruhestand jahrelang ehrenamtlich im Verein tätig. Am 8. März 2022 verstirbt ‚Dorli‘ Simon. Die Lebensgeschichte ist kurzweilig und mit Fotos aus dem persönlichen Fundus der Familie und Freund*innen versehen. Manche Aspekte hätten ausführlicher ausfallen können. Der zweite Teil eignet sich bei Interesse an den Sichtweisen der Sozialwissenschaftlerin oder an einem der behandelten Themen aus historischem Blickwinkel.
Karin Jović
Maria D. Simon Aus der Betroffenheit – Zu Leben und Werk von Maria D. Simon. Hg. von Jonathan Kufner-Eger. 200 Seiten, Löcker Verlag, Wien 2023 EUR 19,80